Wie gründet man eigentlich eine Universität?

KLU Yearbook 2020 How to build a university info graphic

Von Fabian Berger, KLU Head of Administration und Managing Director, der die Gründung der KLU begleitete.

Dieser Artikel ist Teil des Jubiläumsmagazins der KLU anlässlich unseres 10-jährigen Bestehens (siehe Seiten 11-12). Entdecken Sie mehr Geschichten, Grüße, Bilder und Videos im Magazin.

Erste Schritte

Der Auftrag des Stifters Klaus-Michael Kühne war klar: Gründen Sie eine Universität, die der Logistik ein neues akademisches Zuhause geben soll! Und es war dieser Auftrag, der ein kleines Team unter Leitung des Gründungspräsidenten Dr. Wolfgang Peiner in einem Großraumbüro in der Hamburger HafenCity Anfang des Jahres 2010 zusammenbrachte, um „auf der grünen Wiese“ eine neue Universität zu gründen, die noch im Herbst desselben Jahres ihren Betrieb aufnehmen sollte.

Antonio Machados Empfehlung „Wanderer, es gibt keinen Weg, der Weg entsteht beim Gehen“ folgend, sollten die nächsten Monate dadurch geprägt sein, diesen Weg nun zu suchen. Wie sollte die neue Universität heißen? Der Name sollte den Auftrag sowie die Eigenständigkeit der Institution betonen, andererseits auch in der Kontinuität der Vorgängerinstitution an der Technischen Universität Hamburg, der „Kühne School of Logistics and Management“ stehen. Mit der Wahl des Namens „Kühne Logistics University“ oder kurz „KLU“ wurde auch gleich das neuartige Wesen einer Universität für die Logistik geprägt – eine Identität, die noch immer einzigartig in der Wissenschaftslandschaft ist.

Die Bausteine

Vier Bausteine bildeten das Fundament, auf dem sich diese Identität im Verfahren zur staatlichen Anerkennung als „Wissenschaftliche Hochschule für Logistik und Unternehmensführung“ materialisieren sollte: Im Leitbild wurde die Vision des Stifters konkretisiert, ein Konzeptpapier legte Ausgangspunkt und Leitfaden für die Entwicklung der Institution fest. Zentrale Prämissen waren die fachliche Ausrichtung an und für Logistik, die Verankerung der Institution in Hamburg, eine internationale Ausrichtung hinsichtlich Struktur und Reichweite sowie ein klares Bekenntnis zu höchsten Standards in Wissenschaft und Lehre in einem interdisziplinären Ansatz. Die „Grundordnung“ definierte die hochschulrechtliche Identität und die grundlegende Governance in einem engen Abstimmungsverfahren mit den Behörden. Schließlich wurde in einem Geschäftsplan die finanzielle Grundlage des Betriebs und der Strukturen gelegt und zugleich das große Engagement des Trägers, der Kühne-Stiftung, deutlich.

„Program Faculty“

Auf diesem Fundament konnte nun die inhaltliche Arbeit aufbauen. Alle Funktionen der späteren Universität mussten gedacht und umgesetzt werden, das Gründungsteam leistete dabei echtes „Multi-Tasking“. Aber es waren auch Externe notwendig, die ihre Expertise für den Aufbau eines Programms für Forschung und Lehre einbrachten. Es ist sicherlich ein großes Verdienst der Verantwortlichen, frühzeitig mit der „Program Faculty“ ein hochkarätiges Gremium internationaler Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für die KLU gewonnen zu haben, die wichtige Impulse setzen konnten und der noch unbekannten Institution ihre Reputation liehen. Mit ihrer Hilfe wurde das Curriculum des ersten Studienprogramms entwickelt, dem bis heute erfolgreichen „Master in Global Logistics and Supply Chain Management“.

Für den erfolgreichen Start war natürlich die Rekrutierung von Forschenden und Studierenden ein entscheidender Faktor. Es waren Wagemutige gefragt, die sich auf das Abenteuer einlassen wollten, an einer noch in Gründung befindlichen Universität zu lehren und zu lernen. Wieder erwies sich das Netzwerk der „Program Faculty“ als hilfreich: Zwei Professoren und 27 Studierende folgten bis zur Eröffnung des Studienbetriebs dem Ruf der KLU und waren damit die echten Pioniere des akademischen Betriebs.

Inzwischen waren die Räumlichkeiten des Projektbüros natürlich nicht mehr ausreichend und so musste ein neuer Standort für die KLU gefunden werden. Das Ziel: eine große Sichtbarkeit der KLU mit einem eigenen Gebäude in der HafenCity. Eine Übergangslösung bis dahin waren die Räumlichkeiten des Germanischen Lloyd. Im Herbst 2013 folgte dann der Umzug in das jetzige KLU-Gebäude am Großen Grasbrook, dessen „Goldenes Ei“ zu einem echten Wiedererkennungszeichen der KLU geworden ist.

Am 29. April 2010 wurde der Antrag zur staatlichen Anerkennung bei der zuständigen Behörde für Wissenschaft und Forschung der Freien und Hansestadt eingereicht. Bereits am 22. September 2010 konnte in einem beispiellos schnellen Verfahren die staatliche Anerkennung ausgesprochen werden, sodass am 27. September die Kühne Logistics University eröffnet und der Studienbetrieb aufgenommen werden konnte. Nach der ersten Dekade der Entwicklung können wir einen Blick zurückwerfen auf die Spuren, die auf diesem erfolgreichen Weg zurückgelassen wurden. Bereits jetzt lässt sich feststellen, dass es bleibende Spuren in der akademischen Welt sind.