KLU talks Business … mit Søren Poulsgaard Jensen, Scandlines

Scandlines hybrid ferry passes lighthouse

Die deutsch-dänische Fährreederei Scandlines redet nicht nur von der grünen Schifffahrt. Sie macht vor, wie es gehen kann: Sechs von sieben Fähren sind Hybridfähren, welche den traditionellen Diesel- mit einem elektrischen Batterieantrieb kombinieren. Dies ermöglicht bis zu 15 Prozent weniger CO2-Ausstoß. Eine dieser Fähren wurde zusätzlich mit einem innovativen Rotorsegel des finnischen Unternehmens Norsepower ausgestattet. CEO Søren Poulsgaard Jensen spricht darüber, warum die Rotortechnik nicht schon vor 100 Jahren den Durchbruch schaffte und wie KLU und maritime Wirtschaft im Rahmen des EU-Forschungsprojekts WASP (Wind Assisted Ship Propulsion ) gemeinsam an einer klimafreundlicheren Schifffahrt arbeiten.

Scandlines hat vor einem Jahr das erste Rotorsegel auf einer Fähre installiert – mit dem Ziel durchschnittlich 4-5 Prozent CO2 einzusparen. Welche ersten Erfahrungen hat das Unternehmen mit dieser neuen Technologie gesammelt?

Søren Poulsgaard Jensen: Unsere Erfahrungen mit dem Rotorsegel auf der Hybridfähre „Copenhagen“ sind durchweg positiv. Nach über einem dreiviertel Jahr des Testens im Regelbetrieb haben wir die „Copenhagen“ Anfang März 2021 für ein paar Stunden aus dem Dienst genommen und auf eine Testfahrt, einen sogenannten „Speed Test“ geschickt, um das System noch einmal auf Herz und Nieren zu prüfen. Dieser Test hat unsere Erwartungen mehr als erfüllt.

Die Rotortechnik kam bereits 1924 erstmals zum Einsatz (MS Buckau) – warum setzt sie sich bislang nicht durch?

Søren Poulsgaard Jensen: Ich denke, in den 1920er-Jahren war die Zeit noch nicht reif. Sinkende Ölpreise und die damit verbundene Verdrängung der Dampfmaschinen durch Dieselantriebe haben die Schifffahrt damals völlig revolutioniert und den großen Durchbruch dieses „Zusatzantriebes“ verhindert. In den Jahrzehnten danach ist die Technik etwas in Vergessenheit geraten. Aber heute sieht die Welt anders aus. Um die Dekarbonisierung der Schifffahrt weiter voranzutreiben, werden innovative Konzepte zur weiteren Reduzierung des Energiebedarfs der Schiffe dringend benötigt. Die Rotortechnik stellt in diesem Zusammenhang aus unserer Sicht ein vielversprechendes Element dar.

Was motiviert Sie zur Zusammenarbeit mit der KLU im Forschungsprojekt „Wind Assisted Ship Propulsion“ (WASP)? Wie sieht diese konkret aus? Worin genau kann Sie die KLU unterstützen?

Søren Poulsgaard Jensen: Die Zusammenarbeit mit Partnern aus der Forschung hilft uns, unsere oft sehr operativ getriebenen Projekte auch auf einer wissenschaftlichen Ebene zu beleuchten. Gemeinsam mit der KLU und anderen Praxispartnern im WASP-Projekt werden wir z.B. Wirtschaftlichkeitsanalysen für windunterstützte Assistenzsysteme entwickeln, welche die Schifffahrtsunternehmen bei der Wahl der für sie passenden technischen Lösung unterstützen werden.

Wenn Sie voraus ins Jahr 2030 blicken: was hat sich in der Fährschifffahrt im Vergleich zu heute wesentlich verändert? Worin unterscheidet sich Ihr Unternehmen in punkto Nachhaltigkeit von der Konkurrenz?

Søren Poulsgaard Jensen: Die Schifffahrt und damit auch die Fährschifffahrt wird einen großen Schritt in Richtung Klimaneutralität gemacht haben. Scandlines wird sich dadurch auszeichnen, dass wir – auf unserer kurzen Strecke zwischen Rødby und Puttgarden – bereits einen völlig klimaneutralen Fährbetrieb anbieten.

 

In drei Worten – wofür steht für Sie die KLU?

Søren Poulsgaard Jensen: kompetent / leistungsstark / unternehmensorientiert

Installation des Rotorsegels auf der Scandlines Hybridfähre "Copenhagen" (Copyright: Scandlines)

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