Forum Zukunftslabor Mobilität IV: Mobilitätswende Hamburg 2020-2030

ZuLaMo - Zukunftslabor Mobilität project picture

Wie hat die Mobilitätswende Hamburg 2030 verändert? Wie sehen urbane Mobilität, Logistik und die Stadt 2030 aus? Welche Voraussetzungen sind dafür heute entscheidend? Zu diesem Thema diskutierten rund 240 registrierte Teilnehmerinnen und Teilnehmer des vierten Forums Zukunftslabor Mobilität mit Experten aus der Hamburger Politik, Wirtschaft und Forschung am 25. März. Das hybride Online-Event wurde von der Kühne Logistics University und der Deutschen Verkehrs-Zeitung veranstaltet.

Wie sieht 2030 Mobilität in Hamburg aus? Moderiert vom stellvertretenden DVZ-Chefredakteur Robert Kümmerlen und KLU-Präsident Prof. Thomas Strothotte zeigten Mobilitätswende-Senator Anjes Tjarks, Hochbahn-Chef Henrik Falk und Stadtentwicklungsprofessor Jörg Knieling (HafenCity Universität Hamburg) zum Einstieg ins vierte Zukunftslabor ihre Perspektiven auf die Stadt der Zukunft auf. „Die Digitalisierung bietet uns erhebliche Chancen“, so Senator Anjes Tjarks, „Die Stadt wird bis 2030 deutlich menschengerechter sein, wir erreichen die Klimaziele und Hamburg hat es dann hoffentlich geschafft, auch andere Bundesländer für Güterverkehr auf der Schiene zu begeistern.“

Optimistischer Ausblick: weniger PKWs, mehr ÖPNV

Ähnlich optimistisch blickte Henrik Falk, Chef der Hamburger Hochbahn, ins Jahr 2030. „Bis dahin wird sich ein völlig neues Mobilitätssystem gebildet haben. Private PKWs könnten dann um bis zu 50 Prozent reduziert sein, weil man im Privatbereich einfach nicht mehr darauf angewiesen sein wird.“ Im ÖPNV in Hamburg gebe es 2030 keinen Fahrplan mehr – wann immer man eine Station ansteuere, stehe ein entsprechendes Angebot in sehr kurzer Taktung bereit. Dazu zählten auch Sharing und On-Demand-Dienste.

„2030 ist für viele Themen nicht mehr lange hin“, betonte Jörg Knieling, Professor an der HafenCity Universität. „Die Einwohnerzahl Hamburgs wird dann nicht mehr weiter steigen. Hamburg muss im internationalen Wettbewerb mit anderen Städten attraktiv für Fachkräfte bleiben und hier sind wichtige Faktoren eben eher nicht die Schnellstraße, sondern Bildung, Kultur, Umwelt – und nachhaltige Mobilität“, betonte der Experte für Stadtentwicklung.

Innenstadt aufwerten: Flächenverteilung und „Letzte Meile“

Um diesen skizzierten Wandel zu erreichen, seien Flächenverteilung in der Stadt und die Organisation des KEP-Verkehrs (Kurier‐, Express‐ und Paketdienstleister) auf der letzten Meile entscheidende Bausteine, so die einhellige Meinung der Runde. „In zehn Jahren wird es keine neu gebauten Parkhäuser mehr in der Innenstadt geben“, so Falk. Dafür werde zum Beispiel auch die U-Bahn für den Transport von Waren genutzt, um Personenbeförderung und Warenlieferung zu kombinieren. „Hier wird auch der Datenverkehr ein Teil der Lösung sein“, sagte Falk. „Vor allem müssen aber Logistiker gemeinsam umdenken und Wege nach vorn finden.“

Laut Wissenschaftler Knieling wird Hamburg 2030 eine „15-Minuten-Stadt“ sein. „Die Menschen werden alle für sie relevanten Orte in einem Umkreis von 15 Minuten erreichen können. Dies macht die Stadt attraktiver und vermindert gleichzeitig den Verkehr“, erklärt er. Die Innenstadt könne langfristig nur gewinnen, wenn sie weitgehend autofrei und gleichzeitig zu einem hochwertigen Lebens- und Aufenthaltsort werde.

„Die Innenstadt wird nicht mehr sein wie vorher“, stimmte Senator Tjarks zu. „Wir brauchen mehr Menschen, die in den Innenstädten leben, damit diese aus sich heraus lebendig bleiben“. Für die Citylogistik bedeute das die Entwicklung „neuer Konzepte, um den Abtransport der Waren zu organisieren und die Flächengerechtigkeit neu zu justieren.“

Gemeinsame Anstrengung

Wie sehen andere Vertreter der Stadt diese Herausforderungen? Hjalmar Stemmann, Präsident Handwerkskammer Hamburg, Carmen Schmidt, Geschäftsführerin Logistik-Initiative Hamburg und Kerstin Wendt-Heinrich, Ausschuss-Vorsitzende Logistik, Hafen und Schifffahrt der Handelskammer Hamburg, meldeten sich per Videoeinspieler in der Diskussion zu Wort. Gemeinsame Aussage: Die geplante Mobilitätswende dürfe keinesfalls zum Stückwerk geraten. Alle Akteure aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft müssten gemeinsam an einem Strang ziehen, um zur „Smart City“ der Zukunft zu gelangen und insbesondere Logistik neu zu denken.

„Es ist toll zu sehen, dass alle bereit sind, den Weg mitzugehen und mitzugestalten“, sagte Senator Tjarks. Wichtig sei nun, im Gespräch zu bleiben und den Austausch zu intensivieren. „Was wir jetzt brauchen, ist eine Verwaltung, die offen ist, auch neue Dinge zuzulassen“, ergänzte Hochbahn-Chef Falk. „Hier ist Hamburg gut aufgestellt, aber wir müssen auch weitere Strukturen schaffen, um Modellprojekte aufzubauen, zu simulieren und auszuwerten.“

Forum Zukunftslabor Mobilität V

Der fünfte Teil des Forums Zukunftslabor Mobilität findet am 30. September 2021 statt. Mit diesem Forum endet die fünfteilige Reihe zu zentralen Zukunftsfragen der urbanen Mobilität und Logistik, die auf den ITS World Kongress im Oktober 2021 in Hamburg hinführt.

Weitere Informationen: